Verantwortung für mein Leben

Auszug aus meinem neuen Buch:

Ich weiß nicht, wie oft ich bereits versucht habe, diese Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen und zu Papier zu bringen.
Vor einigen Jahren hatte ich schon einmal ein Buch mit 380 Seiten fertig, dass dann wie „zufällig“ spurlos verschwand.
Es folgten Jahren, in denen ich dieses Thema gar nicht in Worte fassen wollte und mich lieber versteckte. Ich fühlte mich schmutzig und schuldig.
In den letzten Tagen, vor der Veröffentlichung, merkte ich genau, dass meine Mauern zu fallen drohten. Dass ich selbst eine Tür in diesem Turm hineinschlagen wollte. Dass ich raus wollte, aus diesem Verlies. Ich wollte mich der Verantwortung für mich selbst stellen und endlich wirklich leben. Leben ohne diesen Schutzwall, der mir immer so gut als Entschuldigung für mich selbst diente. Der jahrelang als Erklärung für alles Mögliche herhalten musste. Auch als Erklärung dafür, auf keinen Fall etwas zu ändern.
Je näher ich dem Ende kam, desto deutlicher zeigte mir mein Körper, dass ich Angst hatte. Eine panische Angst vor den Folgen. Angst vor den Fragen. Angst vor dem, was andere nun über mich denken würden. Angst, in diese Schublade hineingequetscht zu werden, aus der ich mich so mühsam herausgekämpft hatte. Angst, offen und so verletzlich zu sein.
Die Angst lähmte mich für einige Tage. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mein Rücken legte mich einfach flach. Ich versteifte mich und wollte nicht wirklich loslassen.
Warum eigentlich nicht? Was hatte ich wirklich zu verlieren?
Gestern – ein Tag vor der Veröffentlichung – verglich ich es zum ersten Mal mit meiner Höhenangst. Und ihr hatte ich mich doch bereits erfolgreich gestellt.
In der darauffolgenden Nacht machte ich in Gedanken eine Liste, was ich in meinem Leben schon alles durchgestanden, überstanden und erfolgreich bewältigt hatte. Je länger ich darüber nachdachte, desto länger wurde die Liste.
Also, vor was musste ich denn nun wirklich Angst haben und wie begründet ist diese Angst? Würde sie mich daran hindern, Verant¬wortung für mein Leben zu übernehmen? Würde ich mir den Mut nehmen lassen? Was wollte sie mir eigentlich wirklich sagen?
Ich fand tatsächlich eine Antwort:
Diese Angst kommt aus meiner Vergangenheit und aus meiner tiefsten Kindheit. Sie hat überhaupt nichts mit der Gegenwart zu tun und eine wirkliche Warnung vor der Zukunft stellt sie ebenfalls nicht dar.
Eigentlich war sie nur mein Freund und wollte mir etwas wichtiges zeigen: Sie wollte mir bewusst machen, dass ich es schaffen kann, wenn ich es will. Dass ich ein Recht darauf habe, mein Leben zu leben – ohne Wenn und Aber.
Sie wollte mir zeigen, dass die Vergangenheit nicht in der Gegen-wart sein muss, wenn ich es nicht zulasse.
Sie wollte mir auch zeigen, dass es meine Angst ist, Liebe und An¬erkennung zu verlieren, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin.
Doch was, wenn ich es nicht tue? Was verliere ich dann wirklich?
Mich ... ich verliere mich.

Ich wünsche allen Lesern viel Kraft, zu sich selbst zu stehen und sich selbst wichtig zu nehmen.
Denn wer sollte Dich achten, wenn Du es nicht selbst tust?

© Cornelia G. Becker


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