Der Blick zurück

Manche Erinnerungen zerplatzen wie kleine Blubberblasen.
Doch andere bleiben ein Leben lang bestehen.

Danke für die Spuren, die Menschen in meinem Herzen hinterlassen haben.


An einem Tag wie heute


Es war an einem Freitag und ich war so nervös wie noch niemals zuvor in meinem Leben.
Ich habe mich zigmal umgezogen. Dabei war eigentlich schon am Abend vorher klar, was ich anziehen würde.
Ich habe versucht mich abzulenken und die Ruhe zu bewahren. Aber es ist mir nicht wirklich gelungen.
Irgendwann an diesem Vormittag wurde mir die Wohnung zu klein und ich habe die Flucht ergriffen und bin zu meiner Mutter gefahren. So hatte ich wenigstens jemanden, mit dem ich die Zeit verquatschen konnte.
Diese Zeit verging zwar, doch die Unruhe steigerte sich ins Unerträgliche.
Was für ein Tag. Wie hat mein Herz das überhaupt ohne Zusammenbruch ausgehalten?

Am Nachmittag und gegen Abend raste mein Puls. Ich schaffte es längst nichtmehr still zu sitzen und lief auf und ab wie ein gefangenes Tier in seinem Käfig. Dabei war ich doch gar nicht eingesperrt.

Was würde noch alles geschehen bevor der Tag zu Ende ging?
Würden all diese Visionen wahr werden oder würden sie zerplatzen wie Seifenblasen?
Hatte ich mich womöglich völlig umsonst so aufgeregt?
Würde vielleicht ein spannendes Abenteuer daraus werden?
All diese Fragen beschäftigten mich an diesem Tag bis er fast zu Ende war.

Kennst Du das?
Dann werden Sekunden zu Minuten und Minuten zu Stunden. Die Zeit scheint still zu stehen. Die Spannung steigt bis sie mich zu zerreißen droht. Das Herz klopft bis zum Hals und beruhigen funktioniert überhaupt nicht.

Und als es dann endlich soweit ist, sind es die Berührungen und die Tränen, die all diese Spannung liebevoll auflösen.
Plötzlich frage ich mich, warum ich mich so verrückt gemacht habe. Eigentlich war doch alles schon auf eine gewisse Weise vorbestimmt. Im Hintergrund lief doch schon längst der Schicksalsfilm ab und näherte sich seinem unvermeidlichen Höhepunkt. Die kleinen Rädchen griffen wie von alleine ineinander. Um die Ereignisse aufzuhalten, war es doch ohnehin längst zu spät.

Wenn ich das nur mal so gelassen hätte sehen können.

Als dieser Tag sich dann seinem Ende neigte, waren die Erwartungen und Hoffnung um ein Vielfaches übertroffen.

Der spannendste und aufregendste Tag in meinem Leben ging zu Ende und ich möchte keine einzige Sekunde davon missen.

Danke Schicksal
- für den Mut, den wir hatten.
- für die Hoffnung, die uns trug.
- für die Visionen und Träume, die wir gemeinsam malten.
- für die Zeit, die wir miteinander verbringen durften.
- für die Liebe, die zwei Seelen verbunden hat.
- für ein wundervolles Geschenk.

Auch wenn mich manchmal die Trauer überfällt, dass es vorbei ist, so weicht sie doch irgendwann einer unbeschreiblichen Dankbarkeit.

Und die Erinnerung lebt weiter...

© Cornelia G. Becker


Vergebung ist ein langer Weg

So schwer wie es ist, über dieses Thema zu schreiben und die richtigen Worte zu finden, so schwer ist es auch zu vergeben: Anderen und sich selbst.

Es scheint jedoch einfacher zu sein, einem anderen irgendwann zu vergeben.
Ihn zum alleinigen Schuldigen zu erklären, geht jedenfalls wesentlich schneller. Es ist ja auch leichter, beim anderen Wunden zu erkennen, als seine eigenen wahrzunehmen. Salz streut sich bei anderen viel besser.
Genauer hinzusehen, Handlungen und Verurteilungen (auf beiden Seiten) genauer zu hinterfragen kostet Kraft und erfordert Ehrlichkeit mit sich selbst.
Dem anderen später wirklich vergeben zu können ist ein langer Weg. Vermutlich mit vielen Tränen, Wut und vielleicht sogar mit Rachegelüsten.
Die Vergangenheit lässt sich nun mal nicht mehr korrigieren. Aber ich kann lernen, sie loszulassen. Ob ich es jemals vergessen werde, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Der Weg zurück zu mir beginnt mit einer Korrektur meiner ganz persönlichen Sichtweise.
Wahrscheinlich stellt sich früher oder später auch die Frage, ob ich hätte anders handeln können.
Viele glauben nun, es wäre wenig sinnvoll ernsthaft darüber nachzudenken.
Doch wenn ich nicht bereit bin, mein eigenes Verhalten noch einmal anzuschauen, wie will ich dann aus meinen vergangenen Erlebnissen etwas lernen? Wie will ich sie verwandeln, wenn ich nicht hinsehen will und sie am liebsten komplett aus meinem Gedächtnis streichen möchte?

So mancher wird jetzt sagen: "Du konntest nicht anders handeln, sonst hättest Du es ja getan!"
Aber so einfach ist das vermutlich nicht.
Ab einem gewissen Alter sollte ich sehr wohl in der Lage sein, (mehr oder weniger) meine ganz persönlichen Interessen auch entsprechend durchzusetzen.

Dennoch fällt genau das den meisten Menschen schwer.
Warum ist es immer wieder eine Herausforderung?

Weil wir alle Angst haben, die Konsequenzen unserer Handlungen zu tragen.
Wir haben Angst davor, allein und ungeliebt zurückzubleiben.
Wir passen uns lieb und brav an - auch wenn wir das gar nicht wollen.

Erst wenn der eigene Leidensdruck übermächtig und erdrückend ist, bin ich zu einer Aktion fähig.
Wenn ich aber wirklich ehrlich zu mir selbst bin, muss ich mir eingestehen, dass ich schon viel früher hätte handeln müssen.
Später versuche ich vielleicht, dem anderen zu vergeben, was er mir angetan hat.
Was habe ich mir eigentlich in all der Zeit selbst angetan?

Der Weg zur eigenen Vergebung kann noch Jahre dauern und viele Hindernisse haben.
Der erste Schritt ist vielleicht gemacht, wenn ich erkennen kann, dass auch ich an den Ereignissen nicht ganz so unbeteiligt war wie ich das gerne gewesen wäre. Schließlich hätte ich ja auch sofort meine unangenehmen Gefühle wahrnehmen und nein sagen können. Aber ich tat es nicht. Ich habe lieber mich selbst und meine Gefühle und Ängste verleugnet.

Eine solche Erkenntnis könnte mir neue Türen zu mir selbst öffnen. Jetzt kann ich lernen, mir selbst zu vergeben.

Wer allerdings denkt und hofft, der Weg der Vergebung wäre danach zu Ende und alles wäre geheilt, der könnte sich irren. Denn um eine wirkliche Heilung zu erreichen, muss jeder für sich selbst seinen eigenen Frieden schließen. Und dieser Frieden setzt noch einen weiteren Schritt voraus: Den anderen um Vergebung bitten.

Warum sollte ich aber einen anderen um Vergebung bitten, für das, was er mir angetan hat?
So ein Blödsinn!

Doch es ist kein Blödsinn. Wenn ich nämlich damals für mich selbst gesorgt hätte, dann wäre seine Handlung vielleicht gar nicht zustandegekommen.

Was aber, wenn der andere mit nicht vergeben will? Wenn er meine Bitte mit Hass und Wut beantwortet? Wie kann ich damit umgehen?

Für mich war es wichtig, zu erkennen, dass ich einen anderen nicht zu Veränderungen veranlassen kann. Somit auch nicht dazu, dass er mir vergibt.
Er hat seinen eigenen Weg.
Wie lang dieser sein wird und ob er mit jemals vergeben wird, all das kann ich nicht beeinflussen. Ich kann ihn vielleicht noch mit meinen guten Gedanken begleiten und ihm Kraft wünschen. Aber ich kann niemals seinen Weg für ihn gehen.

Vielleicht ist mein eigener Weg zur Vergebung auch gar nicht von seiner Antwort abhängig.
Mein Bewusstsein und meine Wahrnehmung haben sich schon verändert.
Ich habe mich verändert.
Ich habe Verantwortung für mich übernommen und bin auch bereit, die Konsequenzen zu tragen.
Ich habe mich entschlossen, besser auf mich zu achten und nein zu sagen, wenn ich nein sagen will.

Es ist ein langer Weg, mit vielen Tränen, mit Schmerz und manchmal auch mit Hilflosigkeit und Verzweiflung.
Es ist ein Weg zu mir selbst.
Dieser Weg beginnt mit einem kleinen, unsicheren, ersten Schritt.
Doch er lohnt sich immer!

© Cornelia G. Becker

Mehr dazu findet Ihr in meinem Buch "Endlich leben", erhältlich bei Amazon als Kindle und als Taschenbuch.

Internet-Ersatz-Leben

Hinter einem Profil im World Wide Web
macht sich so mancher freiwillig zum Depp.
Er entwirft jeden Tag ein neues Bühnenstück,
verliert für die Realität mit der Zeit den Blick.

Hinter seiner Maske spielt er sein Spiel.
Spaß ganz allein, das ist das wahre Ziel.
Immer mehr verliert sich der Blick für die Welt,
bis das eigene Leben von alleine zerfällt.

Doch Leben findet nicht vor dem Bildschirm statt,
bist Du auch der Held in Deiner virtuellen Stadt.
Du siehst so nur nicht Deine traurige Einsamkeit,
und versinkst mehr und mehr in der Abhängigkeit.

Wenn irgendwann unverhofft der Storm ausfällt,
dann zerbricht Deine selbstgebaute Internetwelt.
Weißt Du dann noch, wer Du eigentlich bist
und das "Leben leben" etwas ganz anderes ist?

© Cornelia G. Becker



Bist Du auch ein Rebell?

Ich bin nur gut genug, wenn ich alles in Ordnung halte.
Ich bin nur gut genug, wenn ich anderen nicht widerspreche.
Ich bin nur gut genug, wenn ich meine Interessen zurückstelle.
Ich bin nur gut genug, wenn ich tue, was andere von mir erwarten.
Ich bin nur gut genug, wenn ich alles versuche zu verstehen.


Oh Mann....
Es tut sooooo gut ein kleiner Rebell zu sein.


© Cornelia G. Becker