Nach den Wahlen ist vor den Wahlen


Seit Jahren finde ich es erstaunlich, mit welcher Ignoranz unsere Politiker mit der Wahlbeteiligung umgehen.
Eigentlich könnte man davon ausgehen, dass eine Wahl ungültig ist, wenn weniger als 50% der Bürger gewählt haben.
Diese Tendenz zu unter 50% scheint aber niemanden zu interessieren.
Stattdessen hat die Öffentlichkeit ihre wahre Freude daran, Nichtwähler als "Spinner" und "nicht würdig für politische Kommentare" hinzustellen.
Keiner scheint die Frage zu stellen, warum die Parteien schon seit Jahrzehnten nicht in der Lage sind, Nichtwähler zu aktivieren.
Keine große öffentliche Diskussion, keine Fragen nach dem Warum. Kein direktes Ansprechen.
Es ist halt schon einfacher, die Nichtwähler als "dummes Volk" hinzustellen, das das "Wahlrecht mit Füßen tritt", statt sich selbst an die Nase zu greifen und zu erkennen, wie die Politik die Bürger immer wieder mit Füßen tritt.
Selbstreflexion scheint nicht wichtig.
Dabei sind unsere Politiker doch "vom Volk gewählte Vertreter".
Wissen diese Vertreter überhaupt noch, was das Volk wirklich will?

Und wenn von diesem Volk 50% nicht wählen gehen, sollten unsere "Volksvertreter" zumindest über ihre Existenzberechtigung und über ihre Bürgernähe nachdenken, wenn sie schon keine Aussage in der geringen Wahlbeteiligung finden können.
Im Übrigen ist es mir nicht schlüssig, wo der Unterschied zwischen "einem ungültigen" Stimmzettel und "keinem" Stimmzettel ist. Beide sind für mich eine Negativaussage zur bestehenden Politik.

Es ist halt immer leichter, andere klein zu machen, als über die eigene Unfähigkeit nachzudenken.
Einer ist an dieser Misere immer schuld...
und der einfachheithalber ist es immer der Andere.

© Cornelia G. Becker

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