Der Mensch und das Leben

Was wäre, wenn jeder sich das Leben tatsächlich genauso ausgesucht hätte und es einfach nur nach wenigen Jahren vergessen hat?
Was wäre, wenn wir uns dazu entschieden hätten, bestimmte Erfahrungen zu machen und das Leben uns die Möglichkeit gibt, genau diesem Plan zu folgen?

Wir kommen als Menschen auf die Welt und die Gesellschaft macht uns schon sehr früh deutlich, dass wir als "Krönung der Schöpfung" sehr viel mehr Möglichkeiten haben, als all die anderen Lebewesen.
Was sie uns ebenfalls klarmachen will, ist, dass wir ungeachtet allem anderen Sein auch noch mehr Rechte haben.
Von unseren Pflichten erzählt sie uns am meisten im eigenen Interesse. Denn eine funktionierende Gesellschaftsform erfordert schließlich Anpassung und Regeln.
(Kleine Anmerkung am Rande: Wem nutzen diese Anpassungen und Regeln eigentlich wirklich?)
Inwieweit die Persönlichkeit eines jeden so schon in gesellschaftsfähige Formen gegossen wird, damit ließen sich sicher viele Bücher füllen.

Doch Leben ist so viel mehr, als das, was uns eine Gesellschaftsform glaubhaft machen möchte.
Im Übrigen stellt sich ohnehin die Frage, ob es das Leben - in irgendeiner Form - wirklich interessiert.
Es passt sich in jedem Fall immer wieder den Gegebenheiten an. Es erschafft sich so oder so neu und verändert sich ständig. Aber es hört nicht auf zu leben.

Wie kann ich also glauben, dass ich das Leben tatsächlich beeinflussen könnte?

Selbst für jeden einzelnen Menschen hält es Aufgaben bereit, die zu lösen er hergekommen ist.
Es will sich entwickeln und erfahren. Dabei ist es nicht von dem Individuum Mensch abhängig. Denn in anderen Lebensformen gibt es ebenfalls Erfahrungen. Vermutlich völlig andere. Auch wenn sie nicht in Worte zu fassen sind, ihren Zweck erfüllen diese vermutlich auch und einen Sinn haben sie ebenfalls.

Nun ist die menschliche Lebensform allerdings so überheblich zu glauben, dass sie wichtiger wäre, als irgendeine anderen Lebensform. Sie ist davon überzeugt, dass ohne sie das ganze System nicht funktionsfähig wäre und womöglich völlig zusammenbrechen würde.
Damit erhebt sie sich über alle anderen Lebensformen und das hatte bereits erschreckende Folgen, die dem Leben nicht dienlich waren.

Interessiert es die Gesellschaft der Ameisen, was die Gesellschaft Mensch tut? Vermutlich nur in sofern, als es ihre Lebensform beeinträchtigt. Wenn es das tut, dann suchen sie sich einen anderen Platz und passen sich an die neuen Gegebenheiten an.
Das ist ein Umstand, der die Ameisen (zur als Beispiel zu sehen) erheblich von Menschen unterscheidet.
Während die Ameisen sich neuen Gegebenheiten anpassen, erwarten die meisten Menschen (mehr oder weniger), dass die Gegebenheiten sich gefälligst ihnen anzupassen haben. Und wenn das so nicht funktioniert, sind sie schließlich intelligent genug, die entsprechenden Mittel und Wege zu erschaffen. Anpassung findet so meist sehr einseitig statt.
(Natürlich hat sich der Mensch im Laufe der Jahrtausende ebenfalls in gewisser Weise angepasst. Zu früheren Zeiten hatte er größere Feinde und kämpfte ums nackte Überleben. Das ist heute wohl so nicht mehr gegeben.)

Doch wie lange wird sich das Leben noch unterdrücken lassen, bis wir begreifen, dass wir ein Teil von ihm sind und nicht das Leben einfach nur ein Teil von uns, mit dem wir machen können, was wir gerade wollen?

Es dient unserer Entwicklung nicht, wenn wir glauben, wir wären etwas Besseres.
Wir sind vergänglich, wie die meisten Lebewesen auf dieser Erde.
Wir können unser Leben und unsere Lebenszeit zum Wohle aller nutzen.
Denn letztendlich geht das Leben auch ohne uns weiter, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht.

Ich habe also die freie Wahl, alles um mich herum in einem respektvollen und liebevollen Licht zu sehen und meine Umwelt genauso zu achten, wie die Menschen, mit denen ich lebe.

Doch davon ist die Menschheit zum größten Teil sehr weit entfernt.

Und wir glauben auch noch ernsthaft, dass uns Ameisen unterlegen wären. Dabei haben sie eine wesentlich höhere Anpassungsfähigkeit. Vom gesellschaftlichen Zusammenhalt ganz zu schweigen.

Was würde aus der Menschheit werden, wenn wir uns das Leben anderer Formen mal genauer anschauen? Was könnten wir alles dabei lernen?

Wie würde sich unsere Welt verändern, wenn wir unsere Umwelt achten würden und nicht mehr für unsere Zwecke und unsere Befriedigung ausbeuten?

Denn wir sind nur ein winzig kleiner Teil eines universellen Lebens, das mit uns zwar gerade noch funktioniert, ober ohne uns nicht aufhört zu existieren.

© Cornelia G. Becker

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